Ulf-Birger Franz-Helge Zychlinski / Fotocredit: Gemeinde Wedemark / Magnus Wurm

CO2-neutral unterwegs zu sein wird in unserem Alltag immer selbstverständlicher. Die Region und die Gemeinde Wedemark verfolgen das Ziel, die Menschen der Region unabhängig vom Auto zu machen. Damit das auch auf längeren Strecken gut möglich ist, gibt es ab Juni das Sprinti-Projekt von der Region Hannover und der Nahverkehrsunternehmen Üstra und Regiobus. Die Wedemark gehört gemeinsam mit Springe und Sehnde zu den drei Regionskommunen, die an dem bis zu dreieinhalb Jahre dauernden Pilotprojekt teilnehmen.

Kleinbus auf Abruf: So funktioniert „Sprinti“

In den drei Kommunen werden wochentags von 6 bis 1 Uhr und am Wochenende von 8 bis 1 Uhr insgesamt 20 Kleinbusse unterwegs sein. Die Fahrzeuge sind barrierefrei, können Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen transportieren und bis zu sechs Personen mitnehmen.
Buchung und Bezahlung sind denkbar einfach: Fahrgäste können bequem per App oder Telefon einen Bus anfordern. Dabei gibt es keine festen Haltestellen. Die Busse, die im sogenannten On-Demand-Verkehr unterwegs sind, fahren so, dass sie Kunden mit ähnlichen Routenwünschen mitnehmen. Ein Algorithmus kombiniert die Anfragen, plant die Strecke und berechnet Fahr- und Ankunftszeit. Die Fahrgäste werden dann von virtuellen Haltestellen abgeholt. Der Fußweg zu einer solchen Haltestelle soll maximal 150 Meter betragen. Und schnell geht es auch: Bis der gebuchte Kleinbus eintrifft, sollen maximal 15 Minuten vergehen. Dabei zahlen Fahrgäste den normalen GVH-Tarif. Fahrkarten kauft man einfach über die GVH-App.

Wie Qualität im ÖPNV mit dem Pilotprojekt im Umland von Hannover gesteigert wird

„Ein Projekt in dieser Dimension im ländlichen Raum hat es bundesweit noch nicht gegeben“, sagt der Verkehrsdezernent der Region Hannover, Ulf-Birger Franz. On-Demand-Verkehre konzentrierten sich eher auf urbane Gebiete. Denn solche Mobilitätsangebote im Umland einzurichten ist aufgrund der potenziellen Nutzerzahlen weniger lukrativ. „Deshalb sind wir mit unseren kommunalen Unternehmen gefordert, die Qualität in diesem Sektor des öffentlichen Personennahverkehrs hochzufahren. Letztlich geht es darum, auch dort den Umstieg auf umweltschonendere Mobilität zu fördern und damit die Verkehrswende zu forcieren“, sagt Franz.

Nach Ruftaxi, Anrufsammeltaxi und Rufbus kommt jetzt „Sprinti“

Bedarfsverkehre kennt man in der Region bereits seit den Neunzigerjahren als Ruftaxi, Anrufsammeltaxi oder Rufbus. Im Vergleich zu Sprinti gelten diese Angebote jedoch nur nachts und an Wochenenden. Außerdem müssen Kunden teils Zuschläge zahlen und bis zu anderthalb Stunden im Voraus buchen. In der Wedemark soll das Sprinti-Projekt nun die Anrufsammeltaxis ersetzen.

Mit dem Namen und der grün-blauen Farbe der Busse hat sich die Region an den neuen sprintH-Buslinien orientiert, die das Umland mit Hannover im engen Takt verbinden. „Den hohen Standard möchten wir mit diesem Angebot ergänzen“, sagt Franz.

Pilotprojekt wird zum Treiber für Klimaschutz und Wirtschaft

„Ich bin begeistert, dass die Region diesen Bedarf erkannt und sich des Themas angenommen hat“, freut sich Wedemarks Bürgermeister Helge Zychlinski. „Faktisch ist das die Einführung eines 15-Minuten-Takts im ÖPNV im ländlichen Raum.“ Auch bei den Unternehmen kommt Sprinti gut an. „Ein wirtschaftlich tragbares Zusatzangebot zum öffentlichen Nahverkehr kann zur Mitarbeitergewinnung und -bindung beitragen, gerade in Zeiten von Fachkräfte- und Nachwuchsmangel“, sagt Maik Denecke von der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) in der Wedemark. „Daher sehen wir Sprinti als Chance und Mehrwert. Gleichzeitig hilft das Projekt bei der Reduzierung von Emissionen“, ergänzt Silke Hanebuth, ebenfalls Vorstand MIT Wedemark.

Das sieht Antonia Hingler, bei der Gemeinde Wedemark für Wirtschaftsförderung und Marketing zuständig, genauso: „Anbindung ist gerade bei uns in einer Flächengemeinde ein wichtiger Faktor. Bei Neuansiedlungen genauso wie bei alteingesessenen Unternehmen in den Gemeindeteilen ohne direkten Bahnanschluss ist gute Erreichbarkeit immer ein Thema.“ Daher sei ein solches Projekt ein Standortvorteil und spreche für die Gemeinde Wedemark.